- Trainer*in: Diana Kasper
Masculinity Now! Konzepte von Männlichkeit im Kriegsfilmgenre
Kaum ein anderes Genre arbeitet mit so vielen affektiven Adressierungen und cineastischen Spektakeln wie der Kriegsfilm. Mit den Darstellungen von nackter, diskretionsloser Gewalt und der Offenlegung der menschlichen Psyche erscheint der Kriegsfilm als ein allumfassender Angriff auf die Wahrnehmung der Zuschauer*innen. „Film is like a battleground: love, hate, action, violence, death ... in a word, emotion.“, formulierte einst Samuel Fuller in Jean-Luc Godards Pierrot le fou. Neben dem Krieg als Spektakel steht der männliche Körper und seine vorgeschriebene Identitätsfindung im Fokus des Genres. Ob über-sexualisierter Kampfpilot in Top Gun oder traumatisierter Veteran in Saving Private Ryan – heteronormative Männlichkeit wird zum Attribut des Kriegsfilms.
Welchen soziokulturellen Einflüssen ist der Körper eines Soldaten unterworfen und wie wird dies im Film dargestellt? Dieses Seminar stellt Überlegungen zur normativen Identität von Männlichkeit im Militär sowie der Rolle des Soldaten. Neben der theoretischen Auseinandersetzung sollen anhand ausgewählter Filme wie Full Metal Jacket oder Apocalypse Now genderspezifische Rollen von Männlichkeit ergründet werden und ein formal-ästhetischer Überblick über das zeitgenössische Kriegsfilmgenre entstehen.
- Trainer*in: Maja Figge
Medien | Meer
Das Seminar befragt das Verhältnis von Medien und Meer in globaler, historischer und theoretischer Perspektive. Von Mediatisierungen im Rahmen der Meeresforschung im 19. Jhdt. und dem Aquarium als Schauanordnung über die Unterwasserfotografie und -kinematographie und Darstellungen des Meeres in verschiedenen filmischen Formen und Formaten hin zu Fragen nach den Kontinuitäten von Kolonialismus und Sklavenhandel etwa in heutigen medialen Infrastrukturen wie Unterwasser-Kabeln, Medien der Dokumentation gegenwärtiger Migrationsbewegungen und des Klimawandels. Wir untersuchen die damit einhergehenden Hervorbringungen des Meeres und der Unterwasserwelt ebenso wie die Imaginationen (des Meeres als das Andere), die diese antreiben – in den Blick rückt das Verhältnis von Medien und Meer als eines, das sich den darin verschränkenden Technologien, Ästhetiken, Politiken, Materialitäten und Wissensproduktionen gleichermaßen widmet. Parallel zur (großteils englischen) Lektüre werden wir die jeweiligen Themen anhand von filmischen und künstlerischen Beispielen erarbeitet.
Literatur:
Adamowsky Natascha: Ozeanische Wunder. Entdeckung und Eroberung des Meeres in der Moderne, Paderborn: Wilhelm Fink 2017. Erika Balsom: Oceanic Feelings. Cinema and the Sea, New Plymouth: Govett-Brewster Art Gallery 2018. Elias, Ann: Coral Empire. Underwater Oceans, Colonial Tropics, Visual Modernity, Durham: Duke University Press 2019. Starosielski, Nicole: The Undersea Network, Durham: Duke University Press 2015. |
- Trainer*in: Ulrich Meurer
Nachstellung: Rekonstruktionen von Politik
„Wie alle Theorie
zielt auch die politische seit ihrer Stiftung bei den Griechen darauf ab, […]
das Gemeinte vor Augen zu stellen, sichtbar werden zu lassen oder zu zeigen.“
Was Friedrich Balke gleich zu Beginn seiner Studie zu Figuren der
Souveränität am politischen Denken herausstellt, das gilt umso mehr für die
politische Praxis: immer gründet sie in der Repräsentation, in der sinnlichen
Vermittlung, der Visualisierung, Verbildlichung, Inszenierung, Aufführung und
Vorstellung von Macht – vom Herrscherstandbild zur Parlamentsrede, vom
Straßenprotest zum Propagandavideo.
Ein Sonderfall
solcher Darstellung des/im Politischen ist dabei dessen Nachstellung,
die Re-Visualisierung (und Re-Vision), die Re-Medialisierung,
Re-Inszenierung und Wieder-Aufführung des zurückliegenden Ereignisses. Dort
geht es weniger um das Eingreifen ins Jetzt, um Gründungsakt oder
revolutionären Moment, sondern um deren Historisierung. Das Geschehen erscheint
vermittelt und als Wiederholung; es gehört bereits dem Archiv an; es erfährt
seine Rahmung im Nachspiel (ob Tragödie oder Farce) – zur Konsolidierung einer
politischen Gemeinschaft vielleicht, zur kritischen Neuschreibung ihrer
Erzählungen, zur Therapie ihrer Traumata.
Diesen ‚Nachstellungen‘ widmet sich das Seminar und konzentriert sich auf Fälle einer bewusst mehrfachen Medialisierung: In Joshua Oppenheimers Dokumentarfilm The Act of Killing (2012) spielt der Führer eines indonesischen Tötungskommandos seine politischen Morde als ‚Kinoklassiker‘ nach; Marc Lafias und Fang-Yu Lins interaktive Installation The Battle of Algiers (2006) erlaubt die Rekomposition von Szenen aus dem gleichnamigen italienischen Politfilm von 1965 über den algerischen Unabhängigkeitskampf; Zoe Beloff re-inszeniert Brechts Die Tage der Commune über den Pariser Volksaufstand von 1871 in den von Occupy besetzten Straßen Manhattans …
Im Licht
theoretischer Ansätze von Sigmund Freud und Jacques Derrida, Walter Benjamin und
Gilles Deleuze (und zugleich ohne Anspruch auf systematische Vollständigkeit
oder geschichtliche Linearität) sollen uns diese und andere Beispiele Einblick
geben in die vielgestalten diskursiven wie medialen Funktionen von
‚Nachstellung‘. Was für einen Bedeutungswandel erfährt das Politische als
Zitat, als virtuelle Realität, Re/Animation und Theater auf dem Theater?
- Trainer*in: Johannes von Dohnanyi
Politik zwischen Wissenschaft und Verschwörungstheorien
Die verführerische Leichtigkeit des Sommers ist vorbei. Die zweite Welle der Corona-Pandemie hat Deutschland (und den Rest der Welt) fest im Griff. Schon ist die Rede von einem neuen Lockdown.
Auf der einen Seite die ständig wachsenden Erkenntnisse der Wissenschaft - auf der anderen Seite ein ebenso schnell wachsender Teil der Gesellschaft, der wider jede Vernunft die Suche nach "Wissen" durch verschwörungs-theoretische Hirngespinste ersetzt:
Ein Spannungsbogen, der den politischen Gestaltungsrahmen stark reduziert.
Wir wollen eine an die Jüngeren gerichtete Kommunikationsstrategie zum Verständnis und der Bekämpfung der Pandemie entwickeln.
- Trainer*in: Maja Figge
Sichtbarkeit, Postkolonialität, Ethnizität, Sexualität: Rey Chows Lektüren des Audiovisuellen
Rey Chows Arbeiten bewegen sich zwischen Literatur-, Film- und Medienwissenschaft, Postkolonialer Theorie, Cultural und Gender Studies. Ihre theoretischen und textuellen Analysen – insbesondere zu Film und Literatur, aber auch zu digitalen Medien – zeichnen sich durch eine dekonstruktive Vorgehensweise aus, die als entobjektivierend beschrieben werden kann: Sie untersuchen die diskursiven Begegnungen zwischen Moderne, Postkolonialität, Ethnizität und Sexualität: Es geht um Fragen der Sichtbarkeit und der capture (Erfassung, Eroberung, Gefangennahme), um kulturelle Übersetzung und transkulturelle wie transmediale entanglements. Insbesondere das Chinesische Kino ist immer wieder Gegenstand ihrer Auseinandersetzung mit der Bedeutung von ‚China’ für westliche Wissensproduktion. In den vergangenen Jahren wird Rey Chow zunehmend auch in der deutschsprachigen Film- und Medienwissenschaft, aber auch im Bereich der Sound Studies rezipiert, einige ihrer Aufsätze wurden ins Deutsche übersetzt. Im Seminar nähern wir uns Chows Denken durch die gemeinsame Lektüre und Diskussion einiger grundlegender Texte aus ihrem Werk im Dialog mit Filmen und Sekundärliteratur. Voraussetzung für die Teilnahme ist das Interesse an postkolonialer und poststrukturalistischer Theorie und die Bereitschaft zu intensiver und genauer Lektüre (vor allem auf Englisch).
Literatur zum Einlesen:
Bergermann, Ulrike: „Entangled Epistemologies. Arbeiten von Rey Chow“, in: Zeitschrift für Medienwissenschaft 10, 1/2014, S. 172-76.
Bowman, Paul: „Editor’s Introduction“, in: Ders. (Hg.): The Rey Chow Reader, New York: Columbia University Press 2010, S. ix – xxiii.
Bowman, Paul (Hg.): Reading Rey Chow: Visuality, Postcoloniality, Ethnicity, Sexuality, New York u.a.: Peter 2013.
- Trainer*in: Florian Schlittgen
Teamforum 2021 (05.02.2021)
Dieses Moodle dient uns als Kommunikations- und Organisationsplattform für das Teamforum am 05.20.2021.
- Trainer*in: Florian Schlittgen
"There is no other meaning than the meaning of circulation" - Medien, Figuren und Kulturen der Zirkulation
Der Zirkulationsbegriff hat in den letzten Dekaden in den Geistes- und Sozialwissenschaften zunehmend an Bedeutung gewonnen. Zum "nomadic concept" erhoben, findet er scheinbar überall dort Anwendung, wo sich die Dinge im Umlauf befinden: Geld zirkuliert gleichermaßen wie Viren, Waren- und Menschenströme, Tweets und Memes ebenso wie Mikroplastik oder Schadstoffe.
Ist der Zirkulation ein Primat der Bewegung eingeschrieben, dann sind es vor allem die Medienwissenschaften, die hier eine zentrale Stellung einnehmen. Medientechniken übermitteln nicht nur Inhalte über zeitliche und räumliche Distanzen hinweg und stellen eben jene Infrastrukturen bereit, die den Umlauf der Dinge ermöglichen. Neben ihrer Funktion als Speicher und Verteiler prozessieren sie auch ihre Inhalte, transformieren also das, was durch und mit ihnen zirkuliert.
Im Seminar besprechen wir daher Medientheorien- und praktiken der Zirkulation - besonders des digitalen Raums. Gewahr dessen, dass uns der Zirkulationsbegriff ein Denken jenseits nachträglicher Mobilisierung der Dinge und Menschen abverlangt, sondern Verteilung/Transformation als gehaltvolle und konstitutive Größen auf die Karte setzt, wollen wir unseren Blick auf das Phänomen aber auch über konkrete Medientechniken hinweg erweitern: Wie sind etwa Ordnungen und Machtregime zu denken, wenn sie sich nicht auf Subjekte, sondern auf Bewegungen richten? Kann Zirkulation Sozietät produzieren und welche Rolle spielen dabei Begriffe wie die des Netzwerks, des Kreislaufs und der Infrastruktur? Ist letzteres tatsächlich nur Mittel zum Zweck, oder können Infrastrukturen auch soziale Hierarchien fortschreiben, nehmen also die Rolle von Akteur*innen ein? Wie hängen Medien und Migration zusammen und können Viren wie Parasiten fernab ihrer Bestimmung als Störenfriede auch als paradigmatische Figuren einer durchmobilisierten und globalisierten Welt begriffen werden?