Ob nun Babylon Berlin, Sherlock oder die Millenium-Trilogie
– Film- und Serienadaptionen von Kriminalliteratur sind aktuell wie
auch von je her en vogue. Darüber hinaus erzielt kaum eine literarische
Gattung eine derartig anhaltende Breitenwirkung. Gleichzeitig
gleichzeitig bietet der Kriminalroman auch aus literaturtheoretischer
Perspektive viel Potenzial: gerade durch seine vermeintliche
›Trivialität‹ und Formelhaftigkeit wird er zum Experimentierfeld und
bietet er Autor*innen die Möglichkeit, komplexe Sachverhalte einem
breiten Publikum zu vermitteln. Ähnlich bringt es auch Friedrich
Dürrenmatt im Jahre 1954 auf den Punkt, wenn er in seiner Rede
Theaterprobleme fragt: »Wie besteht der Künstler in einer Welt der
Bildung, der Alphabeten? […] Vielleicht am besten, indem er
Kriminalromane schreibt, Kunst da tut, wo sie niemand vermutet.«
Ziel dieses Seminars ist es einerseits, Tendenzen und
Entwicklungslinien in deutschen Kriminal- und Detektiverzählungen der
Gegenwart herauszuarbeiten, sich aber ebenso mit historischen Vorläufern
oder Prototypen auseinanderzusetzen. Andererseits sollen in diesem
Seminar – über grundlegende erzähltheoretische Beschreibungskategorien
hinausgehend – unterschiedliche literaturwissenschaftliche Methoden und
Theorien erlernt und angewendet werden, um auf das weitere Studium der
Literaturwissenschaft vorzubereiten: Die Vielfältigkeit der von diesen
Autor*innen verfassten Texte erlaubt es, unterschiedliche Analyse- und
Interpretationsmethoden exemplarisch anzuwenden, angefangen bei
psychoanalytischen, diskursanalytische, gendertheoretischen hin zu
strukturanalytischen oder raumtheoretischen Herangehensweisen. Ein Fokus
liegt dabei auf Zugriffen aus dem Bereich der Intertextualität und
Intermedialität. Die Textauswahl und der Seminarplan werden in der
ersten Sitzung bekanntgegeben.