Den überwiegenden Teil der Informationen, auf die sich unser alltägliches Handeln stützt, übernehmen wir ungeprüft aus fremden Quellen – wir vertrauen darauf, dass sie zutreffend sind. Bei alltäglichen Handlungen wie Überqueren von Straßen, Umgang mit Nachbarn oder Einkaufen vertrauen wir darauf, dass andere uns nicht schaden wollen und sich an die allgemeinen Regeln halten. Ist Vertrauen also die normative Basis der Gesellschaft, die von uns allen eine moralische Haltung verlangt? Vertrauen kann in diesem Sinn als Voraussetzung und Grundlage sozialen Handelns verstanden werden, oder als affektive Einstellung im Sinn des Urvertrauens, die in Interaktionen mit anderen gestärkt oder verletzt werden kann. Aus einer anderen Sicht ist Vertrauen eine rational kalkulierbare Entscheidung unter Bedingungen der Unsicherheit, die in komplexen arbeitsteiligen Gesellschaften eine zentrale Rolle spielt. Das Seminar wird sich mit verschiedenen Auffassungen des Vertrauens als normativ gehaltvollem und normativ neutralem Konzept auseinandersetzen. |