Als Kunst- und Kulturtechniken genossen mimetische Verfahren über lange Zeit keinen guten Ruf, wurde ihr Vermögen doch nicht im Her- sondern Nachstellen lokalisiert, also in der Produktion von Kopien, die in einem hierarchischen Verhältnis zu ihren Vorbildern gesetzt und einem Verständnis von Autonomie, Schöpfertum und Ursprünglichkeit diametral entgegengestellt wurden.
Dass den „Praktiken des Sekundären“ (Weingart) in den letzten Dekaden wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet wurde, liegt im Erstarken mimetischer Techniken, die dem vorgezeichneten Bild nicht mehr nur nicht entsprechen wollen: Im Zeitalter der ‚copy culture‘ treten Strategien des Zitierens, Kopierens, Samplings, Remixens und Reenactments als eigentliche Motoren kultureller, sozialer und ästhetischer Dynamiken auf die Karte, die dabei nicht selten als subversive Techniken diskutiert werden.
Während Pop- und Appropriation Art bereits Mitte des letzten Jahrhunderts binäre Verhältnisse zwischen Vor-/Abbild, Produktion/Reproduktion sowie Original/Fake in (Kunst-)Techniken der Serialisierung und Multiplizität kollabieren ließen, sind es vor allem die medialen Reproduktionstechnologien, die den langlebigen Kult um das Original als unhintergehbare Größe nachhaltig erschütterten. Besonders der digitale Raum scheint sich als ein exzessiv mimetischer (Balke) zu behaupten, der Nachahmungspraktiken aus ihrer vertikalen Verankerung in horizontale Prozesse übersetzt und damit den Begriff der Mimesis eben auch praktisch neu auslotet.
Im Seminar werden wir uns Diskurse um und Formen der Mimesis in Hinblick auf alte wie neue Medien annehmen. Dabei soll Mimesis nicht nur als ästhetisches Konzept perspektivert werden, sondern als Produzentin soziale Beziehungen ebenso wie von Kultur und Gegenkultur.