Die Anerkennungstheorie in Hegels 'Phänomenologie des Geistes'
Die Phänomenologie des Geistes (PhG) kann als Hegels philosophisches ‚coming out‘ angesehen werden. Mit diesem Buch verortet er sich in einer philosophischen Diskussion, die durch die Unzufriedenheit mit bisherigen Versuchen, mit den begrifflichen Mitteln der neuzeitlichen Philosophie eine befriedigende Antwort auf die Frage „Was ist Wissen?“ zu geben, zusammengehalten wird. Paradigmatisch ist für sie jene neuzeitliche Tradition der Erkenntnistheorie, von der sie sich abzusetzen versucht, durch die Philosophie Kants verkörpert. Hegel teilt mit dieser philosophischen Diskussion, die wir heute gerne unter dem Titel des „Deutschen Idealismus“ zusammenfassen, die Einsicht, dass die ursprünglichen Kantischen Absichten nur durch eine radikale Revision der uns zur Verfügung stehenden begrifflichen Mittel in der Form eines philosophischen Systems eingelöst werden können. Aber sein eigenes philosophisches Projekt unterscheidet sich in einer bemerkenswerten Hinsicht von denen seiner Zeitgenossen: Denn Hegel will zu diesem Zweck nicht lediglich zusätzlich zu n konkurrierenden Systementwürfen nun auch seinen n+1ten Entwurf vorlegen. Vielmehr ist sein Ziel, seinen eigenen Standpunkt auf dem Wege einer systematischen Widerlegung aller nur denkbaren Alternativen zu begründen. Diese Begründung zu erbringen ist ihm zufolge die Aufgabe der PhG.
In diesem ambitionierten Projekt nimmt nun der vierte, mit dem Titel „Selbstbewusstsein“ versehene Abschnitt der PhG eine besondere Rolle ein: Denn wie viele andere nachkantische idealistische Philosophen ist Hegel zwar auch der Auffassung, dass eine philosophische Theorie der Erkenntnis auf Grundlage einer Theorie des Selbstbewusstseins entwickelt werden muss; er versucht hier darüber hinaus aber auch zu begründen, dass eben dieses Selbstbewusstsein von einer spezifischen Art der sozialen Beziehung zu Anderen abhängt. Diese Beziehung bezeichnet Hegel auch als „Anerkennung“. Mit dem Begriff der “Anerkennung” legt Hegel den Grundstein nicht nur für seine Theorie des Selbstbewusstseins, sondern auch für eine Sozial- und politische Philosophie, die – wie seine produktive Rezeptionsgeschichte bis hin zur Gegenwart belegt – auch heute noch als eine interessante Alternative zur politischen Philosophie des Liberalismus angesehen wird.
Hegels Theorie von Begriff, Urteil und Schluss
Auch wenn ein erster Blick auf die Kapitelüberschriften des ersten Abschnitts im zweiten Band von G. W. F. Hegels Wissenschaft der Logik (WL) – nämlich „der Begriff”, „das Urteil” und „der Schluss” – nahezulegen scheint, dass wir es hier am ehesten mit dem zu tun haben, was vor Hegels Zeit und auch heutzutage gemeinhin unter ‚Logik‘ verstanden wird, mag schon die erste Lektüre Anlass zur Verwunderung geben. Diese Verwunderung hat nicht nur Hegels eigenwilliger Prosa zu tun. Denn seine Theorie von Begriff, Urteil und Schluss betrifft nicht allein (und vielleicht noch nicht einmal primär die Frage wie Ausdrücke zu bedeutungsvollen Aussagen verbunden werden, die wahr oder falsch sein können oder wie von solchen Aussagen wiederum auf andere schließen können, die deren Wahrheitswert erhalten. Vielmehr geht es Hegel in seiner WL – als „Wissenschaft des Denkens” (Enzyklopädie § 19) auch darum, ob und wie solchen Formen des Denkens erlauben, die grundlegende Struktur der Wirklichkeit zu begreifen. Er bringt dieses philosophische Programm in dem Slogan „Die Logik fällt daher mit der Metaphysik zusammen, der Wissenschaft der Dinge in Gedanken gefaßt, welche dafür galten, die Wesenheiten der Dinge auszudrücken” (Enzyklopädie § 24) auf den Punkt. Es ist allerdings keineswegs klar – und, in der Tat, umstritten – wie dieser Slogan genau zu verstehen sei.
In diesem Seminar werden wir der Frage, wie sich Logik und Metaphysik nach Hegel zu einander verhalten, anhand einer eingehenden Lektüre von Hegels Theorie von Begriff, Urteil und Schluss nachgehen. Dabei werden wir uns zugleich mit den Grundzügen seiner Metaphysik vertraut machen und diese im Lichte einschlägiger Debatten diskutieren.
- Teacher: Ina Gawel
- Teacher: Sara Ipakchi
- Teacher: Sara Ipakchi
- Teacher: Lina Kolnsberg
- Teacher: Julian Pöhling
- Teacher: Aaron Thiel
- Teacher: Benjamin Voermann
- Dozent: Hans-Ulrich Baumgarten
Die philosophische Frage: Was ist der Mensch?
"Das Feld der Philosophie ... lässt sich auf folgende Fragen bringen:
1) Was kann ich wissen?
2) Was soll ich tun?
3) Was darf ich hoffen?
4) Was ist der Mensch?"
So umreißt Kant die Grundprobleme der Philosophie. Zur letzten Frage hebt er hervor, dass "sich die drei ersten Fragen auf die letzte beziehen."
Das Seminar führt anhand von ausgewählten Texten in Kants Transzendentalphilosophie ein. Im Mittelpunkt stehen erkenntnis- und handlungstheoretische Fragestellungen. Philosophische Anthropologie soll dabei als Subjektivitätstheorie verständlich werden.
- Teacher: Lina Peine
- Teacher: Benjamin Voermann
- Teacher: Gottfried Vosgerau
- Teacher: Joachim Wündisch
Philosophy of Intelligence - Lecture
This is the learning room for the lecture Philosophy of Intelligence, containing all of the material an tests.
- Teacher: Benjamin Voermann
- Teacher: Gottfried Vosgerau
- Teacher: Joachim Wündisch
Philosophy of Intelligence - Exercise
This is the learning room for the exercise Philosophy of Intelligence, which is only open to students of the Master Programm Artificial Intelligence and Data Science.
- Teacher: Florian Gesthuysen
- Teacher: Christoph Sapp
- Teacher: Markus Schrenk
- Teacher: Leda Berio
Social ontology and social concepts
This class will serve as an introduction to the basics of social ontology and social roles theories, focusing in particular on two basic case studies, namely gender and race.
Social ontology is the study of the nature, composition and conceptualisation of social groups and roles. Relevant questions in social ontology include: what are social groups and social categories? What properties can we attribute to them? How does the formation and constitution of social groups happen, and what are the relevant factors in it? What is the role of language? What is the role of individual psychology? Related to these questions, issues about the conceptual tools used to talk about social roles and groups arise: what kind of concepts allow us to best capture social groups, and what kind of concept is most suitable for sociological and eventually activism purposes?
This class will give an overview of some of the most pressing themes in social ontology by focusing on two fundamental themes that are at the center of the debate: gender and race.
Gender has been at the center of the debate for both sociology and feminist theory for a few decades. While the distinction between sex as biological and gender as socially constructed is often taken for granted (albeit with some exceptions), many questions remain open with respect to how to define gender, which conceptual tools allow us to correctly characterise it, and what kind of notion is the most theoretically useful. Part of this class will be dedicated to the study of these issues.
While the concept of race as biological category has been debunked and rejected, the concept of race as a social construct is still largely employed in the literature, with the aim of identifying and subsequently counteracting the elements that keep racist practices and thought in place. A series of questions in social ontology and social theory include how to define the concept of race, how to avoid essentialism, how to account for the several cultural and social constructs involved in the concept of race and, ultimately, what is the notion of race that allows us to best defeat racism. Part of this class will focus on this debate.
Literature:
Resisting Reality: Social Construction and Social Critique. Oxford University Press, 2012.
What is Race? Four Philosophical Views, by Joshua Glasgow, Sally Haslanger, Chike Jeffers, and Quayshawn Spencer. Oxford University Press, 2019.
A more detailed syllabus will be uploaded in due time.
Code of conduct: Discussion and debate are fundamental to philosophical inquiry and therefore encouraged during this class. However, I do not tolerate any form of discrimination or violence (physical or verbal) in my class. My aim is to carry on my teaching duties in a respectful, safe environment for both me and my students, and I expect students to share this objective. If I observe or hear a person in my class attacking, harrassing or ridiculing someone else because of their outer appearance, language, age, origin, gender, sexual orientation, religion, nationality, abilities, or because of physical or mental impairments or disabilities, I will take action to stop this kind of behavior. Basic respect and decency towards others are not a matter of debate.
Accessibility and how to get in touch: If you have any specific need for special accommodation, due to physical or mental disabilities, please feel free to contact me in private. In general, any student who wishes to discuss specific problems and issues related to the class is very welcome to get in contact with meat leda.berio@hhu.de.