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Es ist eine konzertierte Verweigerungshaltung, die ihre volle Strahlkraft erst durch die mediale Verbreitung entfaltet: Als sozioästhetisch grundierter Protest findet der Boykott im Kulturleben im Spannungsfeld zwischen Kunstfreiheit und politischer Korrektheit statt – und fungiert als Korrektiv, das Machtdifferenzen zwischen Mehrheitsgesellschaft und Minoritäten zu nivellieren versucht. Waren es im französischen Theaterbetrieb des 19. Jahrhunderts noch die Claqueure, die mit enthusiastischen Reaktionen das Kollektiv beeinflussten, sind es heute meist mediale Polarisierungsstrategien, die erhebliche Erschütterungen im Kulturbetrieb forcieren.

 

In den USA hat sich daraus eine neue Form der Protestkultur entwickelt: die „Cancel Culture“ – ein Instrument der Entmachtung, das die systematische Boykottierung einer Person oder auch Institution zum Ziel hat. Doch längst ist die Cancel Culture auch im europäischen Kulturbetrieb angelangt und zeigt, dass der Boykott eine enorme – kulturell, ästhetisch, medial und sozial wirksame – Schlagkraft entwickelt hat. Das Seminar fragt nach den produktiven Potentialen des Kulturboykotts sowie der Cancel Culture und beleuchtet die Phänomene in der zunehmend massenmedial geprägten Zeitgeschichte als Umbruchsszenarien.


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