Kolonialismus spielt in der deutschsprachigen
Literatur nicht erst seit dem Erwerb deutscher Kolonien 1884 eine Rolle;
seine Spuren lassen sich bis zu den Kreuzzügen des Mittelalters
zurückverfolgen. Die
literarische Auseinandersetzung mit dem Thema beschränkt sich jedoch bis
ins
20. Jahrhundert hinein auf einzelne AutorInnen und Werke. In der
deutschsprachigen Germanistik etablieren sich seit dem cultural turn zusehends postkoloniale Forschungsperspektiven, bei
denen es einerseits um die Aufarbeitung kolonialer Diskurse in Werken
kanonischer Autor*innen wie Kleist, Keller, Raabe u.a., andererseits um postkoloniale
Re-Lektüren (im Sinne Saids ,kontrapunktischer Lektüre') geht.
Im Rahmen der wissenschaftlichen Beschäftigung hat
sich eine Einteilung in eine präkoloniale, eine koloniale und eine
postkoloniale Phase etabliert, an der sich unser Seminar orientieren wird. Darin
wollen wir literarische Texte diskutieren, die koloniale Diskurse auf
einschlägige Weise verhandeln. Aufbauend auf Inhalten der Vorlesung "BVM 2a/BBM
2c: Literaturtheorien" sollen postkoloniale Ansätze (nach Said, Bhabha, Spivak u.a.)
erarbeitet, jeweils auf Potenzial, Grenzen und Praktikabilität hin kritisch
diskutiert und exemplarisch erprobt werden. Abhängig von Ihren
Forschungsinteressen perspektivieren wir unsere Zugriffe im Kontext der
Diskurstheorie, Interkulturalität, Gender Studies und Memory Studies. Optional kann auch der in unserem Kontext äußerst
lohnenswerte Film "Fitzcarraldo" von Werner Herzog vorgeführt und diskutiert
werden.
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