Einschreibeoptionen

„Das Konzept Anthropozän“, so hat der Historiker und zukünftige Direktor des Max-Planck-Instituts für Geoanthropologie Jürgen Renn kürzlich in Die Zeit festgehalten, „beschreibt nicht nur Veränderungen in den geologischen Schichten des Planeten. Es bezeichnet auch die vielfältigen Krisen, die unsere Lebensbedingungen radikal verändert haben, vom Klimawandel über den Verlust der Artenvielfalt bis zur Vermüllung der Meere. Es geht um das Verständnis der höchst besorgniserregenden Wechselwirkungen zwischen Mensch und Erdsystem – das ist wirklich neu.“

Der 2000 von Paul Crutzen in den Diskurs eingebrachte Begriff des „Anthropozäns“ bedeutet somit längst mehr als die Bezeichnung für ein neues Erdzeitalter, in dem der Mensch als der wesentliche Einflussfaktor ausgemacht wird. Er fungiert darüber hinaus als Diagnose unserer durch ökologische Krisen geprägten Gegenwart und stellt nicht nur die Zentralstellung des Menschen im Weltgefüge grundlegend in Frage, sondern verhandelt die prekäre Position des Menschlichen überhaupt.

Die Kunst und vor allem die Literatur haben auf diese Entwicklungen längst reagiert und poetische Strategien entwickelt, um neue Perspektiven auf den Menschen und sogar auf ein „Leben jenseits des Menschen“ aufzuzeigen, die als Chance begriffen werden. Denn: „Wird die Zentralstellung des Anthropos in Frage gestellt, dann fallen in einem Dominoeffekt, der ungeahnte Perspektiven eröffnet, eine Reihe von Grenzen zwischen ‚dem Menschen‘ und seinen Anderen. […] Tiere, Insekten, Pflanzen und die Umwelt, der Planet und der gesamte Kosmos kommen als Akteure ins Spiel.“ (R. Braidotti)

Im Seminar werden wir die sich im 21. Jahrhundert also mit neuer Dringlichkeit stellende Frage nach den Bedingungen von Menschsein und Menschlichkeit im Kontext aktueller theoretischer Positionen, literarischer Texte, bildender Kunst und Film diskutieren. Dabei wird es auch um Themenbereiche wie Gender, Künstliche Intelligenz, Climate Writing, Animal- und Plant-Studies gehen.

 

Wir beschäftigen uns u. a. mit Gegenwartslyrik (Jan Wagner, Marion Poschmann, Durs Grünbein, Sebastian Unger), der Faust-Figur, Kazuo Ishiguros Roman Klara und die Sonne (2021) im Spiegel von E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann (1816) sowie den Filmen Ex Machina (Alex Garland, 2015) und Don’t Look Up (Adam McKay, 2021).


Selbsteinschreibung (Teilnehmer*in)
Selbsteinschreibung (Teilnehmer*in)