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Durch Erinnerung gestaltet man in der Gegenwart Zukunft: „Zukunft braucht Herkunft“.  Der Satz gilt nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für Gesellschaften. In ständiger Gedächtnisarbeit versichert sich der individuelle Mensch seines Erfahrungshorizontes als Orientierungsdimension. Aber auch Gruppen, Gesellschaften, Nationen und Staaten reflektieren ihren Zusammenhalt durch Erinnerung an ihre kulturellen, historischen und sozialen Prägungen. Nicht nur Einzelpersonen besitzen ein Gedächtnis. Auch Gruppen, Gesellschaften und Staaten haben ein Gedächtnis, ein kollektives Gedächtnis.  Es gehört zur kulturellen Identität dieser Gruppen, Gesellschaften oder Staaten. Es drückt sich aus in Ritualen, Symbolen und Narrativen. Aleida Assmann stellt fest: „Ein kollektives Gedächtnis ermöglicht es den Mitgliedern einer Gesellschaft, über räumliche und zeitliche Entfernungen hinweg Bezugspunkte in der Vergangenheit festzuhalten und gemeinsame Orientierungsformen aufzubauen.“ Erinnerungskultur ist in diesem Sinn eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Umso mehr stellt sich allerdings die Frage, wie sich eine gesamtgesellschaftlich relevante Erinnerungsarbeit gestalten lässt? Zur Geschichte des „Vaterlandes“ bemerkt Kant: „Die Geschichte nutzt gar nichts ohne einen Grad von Philosophie, wenn es auch nur die moralische wäre.“  Diese These Kants verbindet sich mit seiner Einsicht, dass Kultur immer auch eine moralische Dimension besitzt. Erinnerungsarbeit trägt zur kulturellen Identität einer Gruppe, einer Gesellschaft, eines Volkes, eines Staates, einer Nation bei. Sie lässt sich als Vergegenwärtigung von geschichtlichen Ereignissen begreifen. Aufarbeitung von Geschichte ist dann aber im Sinne Kants immer schon moralisch orientiert, denn nur dann besitzt diese Erinnerungsarbeit für ihn Bedeutung, ansonsten ist sie ‚nutzlos‘.

Im Seminar sollen diese Zusammenhänge anhand von ausgewählten Texten untersucht und erörtert werden.

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