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Die menschlichen Lebensphasen sind Ergebnis einer sozialen Konstruktion und somit auch einem geschichtlichen Wandel unterzogen. Dies gilt insbesondere für die Kindheit: Galten Kinder lange Zeit als "kleine Erwachsene", wird ab dem 17. Jahrhundert die Kindheit zunehmend als eigenständiger Abschnitt der menschlichen Entwicklung wahrgenommen. Diese Entwicklung soll im Seminar anhand eines Textkorpus nachvollzogen werden, das von der Barockzeit bis zur Gegenwart reicht. Unser Ausgangspunkt werden das jeweils 1. Buch von Grimmelshausens "Simplicissimus Teutsch" und Philipp Moritz' "Anton Reiser" sein, die eine Kindheit zur Zeit des Dreißigährigen Krieges bzw. unter den prekären sozialen Bedingungen des 18. Jahrhunderts schildern. Eine Schlüsselstellung kommt der Romantik zu, in der die Kindheit eine enorme Aufwertung erfährt und als Inbegriff einer ursprünglichen Einheit des Menschen mit der Natur verklärt wurde, auf deren Wiederherstellung die romantische Poetik abzielt. Weitere Stationen werden die literarische Darstellungen von Kindheiten in den autoritären politischen Systemen des 20. Jahrhunderts sein (Ingeborg Bachmann: "Jugend in einer österreichischen Stadt"; Judith Schalansky: "Blau steht dir nicht") sowie Kindheitsdarstellungen in der Gegenwartsliteratur (Clemens J. Setz: "Die Liebe zu Zeiten des Mahlstädter Kindes").

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