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Als einen "baltische[n] Fontane" hat Thomas Mann ihn bezeichnet, wenngleich mit einer „gesunden Furcht vor dem Langweiligen" einer zu sehr in die Breite strebenden Erzählkunst: „Sein Werk ist schmaler, graziler, später, wählerischer, es hat den nervösen Puls; der Blick auf das Leben ist kälter geworden". Tatsächlich steht Eduard von Keyserlings (1855-1918) Werk nicht nur auf der Schwelle zweier Jahrhunderte, sondern auch zwischen dem noch rückversichernden Selbstbewusstsein des poetischen Realismus und der existentiellen Haltlosigkeit der Moderne. Seine Erzählungen und Romane thematisieren zwar vordergründig noch einmal die Schönheit einer alten europäischen Kulturlandschaft, diese ist jedoch zugleich längst verloren. Zwischen den stillen Gärten alter Landsitze und der Scheinidylle sommerlicher Ostseebäder finden sich so bereits alle Reflexe der Klassischen Moderne wie Identitätsverlust, Sprachkrise und Zerfall tradierter Werte- und Glaubenssysteme vorgezeichnet, die der Einbruch des Ersten Weltkrieges endgültig manifestieren wird. Im Seminar werden wir ausgewählte Texte Keyserlings diskutieren, in den epochengeschichtlichen Kontext einordnen und in anderen Texten der Moderne (u. a. Rilke, Mann, Hofmannsthal) spiegeln.

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