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Die heutige Klang- und Musikkultur besitzt eine spezifisch durch die Allgegenwart von Medientechnik geprägte ästhetische Form. Denkt man dabei nur an die ubiquitären Rezeptionsmöglichkeiten über Streamingdienste, Rundfunk oder Videoportale wird schnell klar, dass die Musikwahrnehmung jenseits technisierter Hörweisen wohl eher Ausnahmen bilden. Vor allem für den Bereich der Popkultur ist die Technologisierung von Musik, was in Kittlerianischer Lesart bereits der Terminus „Sound” impliziert, nahezu konstitutiv. Von dieser medialen Entwicklung sind natürlich nicht nur die Rezeptionsbedingungen, sondern ist auch das Musizieren und Komponieren selbst okkupiert worden. Entscheidende klangästhetische Veränderungen wurden pophistorisch meist durch mediale Zäsuren bewirkt. Davon zeugen auch die zahlreichen Ursprungsmythen mit ihren ‚Göttern‘ der Tonproduktion: So etwa Phil Spector oder die Beatles, die die ‚reine‘ Aufzeichnungsfunktion des Tonbandes überwinden, indem sie durch Schichtverfahren und Schnitttechniken klanggestalterisch ihre Musik manipulieren (Smudits). Oder Kraftwerk, für die der Synthesizer „eine Art Nullpunktästhetik" (Matejovski) ihrer Kompositionen markiert. Den gegenwärtigen Pop-Sound hingegen beherrschen artifizielle Gesangstimmen, die von Software-Effekten automatisierter Tonhöhenkorrekturen erzeugt werden. Für Cher über T-Pain, Kanye West und Future bis etwa hin zu Bon Iver ist der Auto-Tune-Algorithmus ein wichtiges sound-ästhetisches Stilmittel (Reynolds). Entscheidend ist jedoch nun, dass man den Umgang mit all diesen unterschiedlichen Audiotechnologien nicht nur als mediale Praktiken, sondern als ganz „spezifische Formen des Musizierens" (Waldecker) verstehen kann. Aber auch jenseits musikästhetischer Strategien bildet Klang ein scheinbar notwendiges Gestaltungselement innerhalb des ‚postmodernen‘ Soundscapes. Sprachsynthese und andere künstlich erzeugte Stimmen (z.B. Sprachassistenten) eröffnen ein diskursives Spannungfeld zwischen Gendertheorie und dem Unheimlichen. Diese und andere Techniken des Hörens und Praktiken der Klanggestaltung wollen wir in diesem Seminar erarbeiten und diskutieren.

Selbsteinschreibung (Teilnehmer*in)
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