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Leichen, Totenschädel, Sanduhren, vanitas vanitatum – das Barock gilt mit seiner Todessymbolik als makabres Zeitalter. Diese Epoche wird den Ausgangspunkt einer diachronen Beschäftigung mit Tod und Sterben in der Literatur zwischen dem 17. und dem 18. Jahrhundert bilden. Dabei wird uns zunächst die Frage beschäftigen, wie sich die literarische Verhandlung des Todesmotivs in diesem Zeitraum verändert. Lässt sich eine Säkularisierung feststellen? Christliche Märtyrertode (Gryphius) und Totentänze (Bidermann, Abraham a Santa Clara), in denen der Tod als großer Gleichmacher auftritt, verschwinden zunehmend im Zeitalter der Aufklärung, während Erbschaftsstreitigkeiten (Luise A. V. Gottsched), Tode als unglückliche Unfälle (Lessing) und Ablehnungen der letzten Ölung im Zeichen des Atheismus (Diderot, de Sade) auftauchen. Daran anschließend stellt sich die Frage, wie die unterschiedlichen literarischen Gattungen mit dem Thema Tod umgehen. Insbesondere die Tragödie wird uns interessieren, da in ihr das Sterben in Szene gesetzt und dabei die Wechselrede als ihr Gattungsprinzip unterbrochen wird. Die lyrische Gattung der Epikedien (Gryphius, Hoffmanswaldau, Sibylla Schwarz, Klopstock) bringt wiederum einen persönlicheren Ton in die Beschäftigung mit Tod und Sterben mit sich, wenn das in der Lyrik vereinsamte Ich die Erfahrung der Endlichkeit in die Unendlichkeit von Versen gießt. Diese gattungspoetologischen Unterschiede werfen schließlich die Frage auf, ob der Tod nur ein Motiv unter anderen Motiven ist, oder ob er als Ende aller möglichen Kommunikation und als Gefahr für die Integrität und Identität der (Sprach-)Gemeinschaft eine inhärente Funktion für die Literatur erfüllt.

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