BFM 2-1a/BFM 2-2a Lyrikerinnen von der Renaissance bis zur Gegenwart
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Lyrikerinnen sind gemäß Virginia Woolfes epochemachendem Essay A Room of One’s Own/ Ein Zimmer für sich allein aus dem Jahr 1929 in der vorwiegend männlich geprägten Literaturgeschichte eine Seltenheit. Dies hängt laut der englischen Schriftstellerin damit zusammen, dass Frauen bislang das verwehrt wurde, was zum Dichten nötig ist: ein Zimmer für sich alleine – eine Chiffre für finanzielle und gesellschaftliche Unabhängigkeit von der patriarchal organisierten Familie. Bei der Lyrik ist dieses Problem laut Woolfe besonders ausgeprägt, denn während Schriftstellerinnen wie Jane Austin oder die Brontë-Schwestern am Küchentisch Gesellschaftsromane zu schreiben imstande waren, war es laut Woolfe für Schriftstellerinnen grundsätzlich schwierig, Gedichte zu schreiben, da die Lyrik als Gattung im Vergleich zu den anderen Gattungen am meisten vom alltäglichen Leben abstrahiert und das Allgemeine anvisiert.
Im Seminar möchten wir Woolfes These einer kritischen Überprüfung unterziehen, indem wir uns – ausgehend von Giesela Brinker-Gablers Arbeit Deutsche Dichterinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart – auf die Suche nach vergessenen Lyrikerinnen begeben. Wie haben Lyrikerinnen gelebt? Wie haben sie ihren Lebensunterhalt bestritten? Welche lyrischen Formsprachen haben sie über die Zeit hinweg entwickelt? In welchen Formen und unter welchen Voraussetzungen konnten sie ihre Gedichte veröffentlichen? Welche Hindernisse mussten sie überwinden, um sich Gehör zu verschaffen?
- Trainer*in: Philippe Roepstorff-Robiano