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Professionellen Rat zur Lebensführung erwarten die meisten heute von Psycholog:innen oder Therapeut:innen. Bei Fragen zu Kindererziehung denken wir zudem an Pädagog:innen. Und wer religiös ist, wendet sich vielleicht auch an religiöse oder spirituelle Autoritäten. Kaum jemand würde jedoch einen Sprechstundentermin am Institut für Philosophie vereinbaren, um über die Ausrichtung des eigenen Lebens zu sprechen. Im antiken Mittelmeerraum war dies anders: Die grundlegenden Fragen der Lebensgestaltung fielen in den Zuständigkeitsbereich der Philosophie, einschließlich aller Fragen zur Erziehung, zur Regulierung von Emotionen, zur Pflege von Freundschaften und Familienbeziehungen sowie zum Umgang mit Trauerfällen. Der Philosophiehistoriker Pierre Hadot vertrat sogar die These, dass die antike Philosophie vor allem eine Lebensform war, die darin bestand, Werkzeuge zur Bewältigung existenzieller Herausforderungen und zur Transformation des eigenen Charakters bereitzustellen. Abstrakte Theorien zu Erkenntnistheorie, Metaphysik, Logik oder Ethik waren insofern wichtig, als sie die Grundlage einer philosophischen Lebensweise bildeten - sie wurden aber seiner Meinung nach nicht isoliert davon entwickelt. Die existenzielle und therapeutische Funktion der Philosophie trat im Laufe der Philosophiegeschichte in den Hintergrund, wurde aber auch in späteren Epochen von einzelnen Autor:innen immer wieder betont. In unserem Seminar beginnen wir mit Texten aus der (und über die) griechisch-römischen Antike. Daneben werden wir jedoch auch ausgewählte Beiträge aus Mittelalter, Neuzeit und Gegenwart diskutieren.

Selbsteinschreibung (Teilnehmer*in)
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