Die
Tugendethik ist eine der drei wichtigsten Ansätze normativer Ethik. Währende
die Deontologie Pflichten oder Regeln und der Konsequenzialismus die
Konsequenzen von Handlungen betrachtet, betont die Tugendethik die Entwicklung
des moralischen Charakters. Tugenden sind exzellente Charaktereigenschaften.
Die Tugendethik beginnt bei handelnden Personen und fragt welche Eigenschaften,
Haltungen und Fähigkeiten eine Person besitzen sollte um gut zu handeln.
Aber nicht nur
in der Ethik spielen Tugenden eine zentrale Rolle. Die
Tugenderkenntnistheorie ist eine der wichtigsten Strömungen in der
zeitgenössischen Erkenntnistheorie. Analog
zur Tugendethik ist eine der zentralen Ideen, dass es in
der Erkenntnistheorie um die Akteure selbst und deren Tugenden, Dispositionen
oder Fähigkeiten gehen sollte.
In dem Seminar wollen wir zuerst die Tugendethik der
Antike, welche Aristoteles in der Nikomachischen Ethik entwickelt, näher
betrachten und analysieren. Anschließend werden wir moderne Varianten der
Tugendethik, wie beispielsweise die von Elizabeth Anscombe und Rosalind
Hursthouse, näher anschauen. Ausgehend von der vorherigen Betrachtung von
Tugenden werden wir uns den erkenntnistheoretischen Tugenden widmen. Wir werden
nicht nur den verlässlichkeitstheoretischen Ansatz diskutieren, nach dem
Tugenden wahrheitskonstitutive Fähigkeiten sind, sondern auch den
verantwortungstheorischen Ansatz, nach dem Tugenden exzellente intellektuelle
Charaktereigenschaften, wie intellektuelle Großzügigkeit, Offenheit und
Ehrlichkeit, sind.