Betrachtet man
gegenwärtige Debatten um die Computerisierung unseres Alltags, so findet sich
häufig das immer gleiche Erklärungsmuster: Die Macht der Algorithmen beherrscht
immer weitere Lebensbereiche! Im Grunde handelt es sich dabei um eine
Mystifizierung komplexer technischer Prozesse, die an die Diskussion des alles
durchdringenden Äthers als Universalmedium des 18. und 19. Jahrhunderts
erinnert: Man delegiert die Verantwortung für umfassende technische und soziale
Transformationen an ein nicht genauer zu durchschauendes ›Etwas‹.
Das Masterseminar
möchte daher dezidiert zur Entmystifizierung von Algorithmen beitragen und
zunächst einmal ganz basalen Fragen nachgehen: Was sind Algorithmen? Wie können
wir deren Funktionsweise im Zusammenhang mit unseren alltäglichen
Medienpraktiken (Facebook, Instagram, Snapchat, WhatsApp, Twitter, aber auch
Google, Netflix, AmazonPrime etc.) genauer verstehen? Wie hängt dies mit
aktuellen Entwicklungen von Big Data, des Quantencomputing und der Artificial
Intelligence zusammen?
Ausgehend von der
Klärung der technischen Zusammenhänge soll dann die Frage aufgeworfen werden,
wie man diese Themenkomplexe medien- und kulturwissenschaftlich betrachten
kann: Ergibt ein Sprechen von
Algorithmuskulturen Sinn? Wie lassen sich die Machtaspekte der Computerisierung
analysieren? Gibt es einen »Algorithmic Capitalism« (Parisi)?
Insgesamt strebt das Seminar
an, in gemeinsamen Lektüren und ausgiebigen Diskussionen die technischen,
ästhetischen, politischen und philosophischen Bedingungen bzw. Auswirkungen einer
ganzen Ökologie computerisierter Alltagsmedien genauer unter die Lupe zu nehmen
und auch für die kritische Reflektion eigener Medienerfahrungen fruchtbar zu
machen.