- Trainer*in: Carsten Heinze
- Trainer*in: Yannic Niehr
Dokumentarfilmische Praktiken und die gesellschaftliche Vermittlung sozialer Wirklichkeiten
Dokumentarfilme spielen in der medialen Vermittlung sozialer
Wirklichkeiten eine hervorgehobene Rolle. Das Seminar befasst sich mit
der Geschichte und Theorie dokumentarischer Filme und untersucht
aktuelle Entwicklungen im Bereich dokumentarischer Praktiken.
- Trainer*in: Tomy Brautschek
"Sounds of War". Klangkultur im Kriegsgebiet SoSe24
Die gegenwärtige Lage in der Ukraine um im Nahen Osten zeigt, dass Kriegsstrategien und (kultur-)politische Konflikte immer auch medienakustisch bedingt werden, seien es die stimmlichen Medialisierungen der Politiker*innen durch Lautsprecheranlagen, Rundfunk und Fernsehen sowie die damit verbundene Zwangsbeschallung der Bevölkerung, seien es Kriegslieder, die Stigmatisierung „entarteter“ Musik, Lärm als Folterinstrument oder martialische Fanfahrenstöße und Marschschritte. Auch Abhörpraktiken, Sirenen, Warnsignale, Trommelfeuer und Explosionen formen jeweils sonische Signaturen eines Krieges, wie es auch zuletzt die wachsende Bedrohungslage durch Hyperschallwaffen im Ukrainekonflikt belegt. Gleichzeitig lösen Kriege aber auch medientechnische Innovationsschübe aus und bilden nach Friedrich Kittler die „Medienbasis unserer Sinne“. So bestimmen etwa Stereo, Tonband oder Vocoder als Kriegstechnologien den rock- und popmusikalischen Sound der Vergangenheit und Gegenwart. Im Seminar wollen wir daher einen Einstieg in den Diskurs der akustischen Kriegsführung wagen und gezielt die medienkulturellen Dispositive in den Blick nehmen, die mit Gewalt in das kollektive Gedächtnis vorgerückt sind und es oft auch traumatisch besetzen.
- Trainer*in: Tomy Brautschek
Narcotic Coding. Zur Soundästhetik und -geschichte von Rausch, Rage und Exzess SoSe24
Rauschzustände und bewusstseinsverändernde Ekstasetechniken gehören zum Wesen archaischer Stammesrituale und scheinen so alt wie die Menschheit selbst. Gleichzeitig haben hedonistische Drogenexzesse oder psychedelische Trips eine lange Tradition in den elitären Kreisen von Künstlern, Literaten und Wissenschaftlern der abendländischen Kultur. Friedrich Nietzsche beschrieb daher die Geschichte der europäischen Bildung als eine Geschichte unserer Narkotika. Aber auch in popkulturellen Kontexten besitzen substanzinduzierte (oder auch non-pharmakologische) Stimulationen bis heute eine konstitutive Funktion und sorgen dadurch immer wieder auch für politische Auseinandersetzungen. So ist der Rauschdiskurs von zwei grundsätzlichen Positionen bestimmt: Zum einen unterliegt Rausch kulturhistorisch oft einer Essentialisierung oder Naturalisierung und wird als kulturell unveränderlich wahrgenommen. Zum anderen gilt es das Rauschhafte als eigenlogisches Produkt einer spezifischen Sprech- und kontingenten Denkweise mit veränderlicher symbolischer Ordnung zu diskutieren. Denn die Überschreitung von Wahrnehmungsgrenzen bringt die Grenze erst selbst hervor, wodurch die Betrachtung des Rauschhaften auch immer eine Perspektive auf das Normale, Alltägliche und Nüchterne eröffnet. In diesem Seminar wollen wir uns den soundästhetischen Reflektionen der Bewusstseinsveränderung widmen. Dafür werden wir neben den Klassikern der romantischen und (post-)modernen Rauschliteratur auch popkulturelle Klangphänomene in den Blick nehmen, deren spezifische Ästhetik auf die Wirkungsweisen unterschiedlicher Drogen aufsetzt.
- Trainer*in: Oliver Kröner
Media Fandom in the Digital Age
Media convergence and the increasing digitization of society have transformed both the production and the reception of contemporary media (e.g., film, television, music, video games). Fans have never been the passive consumers that media producers once regarded them as, but now more than ever, fans are engaging with texts in ways that actively shape the texts themselves, evoking questions of identity, community, and authorship. This course offers an introduction to the study of media fandom. In addition to tracing the history of fan studies, we will analyse different fan cultures (e.g., film, television, sports, comics) and explore several theoretical concepts that are closely tied to the study of fandom (e.g., participatory culture, transmedia storytelling, worldbuilding). Over the course of this seminar, we will also investigate negative forms of fandom (e.g., anti-fandom, toxic fandom) and assess fandom from an intersectional and a transnational perspective. This seminar will enable students to critically assess fan cultures and media reception in an age in which fans have become the driving force behind some of the most successful media franchises in the world (e.g., Star Wars, the Marvel Cinematic Universe, the Wizarding World).
- Trainer*in: Martin Doll
Medieneuphorie und Medienskeptizismus. Eine Parallelgeschichte
Jedes ›neue‹ Medium wurde in der Geschichte sowohl Gegenstand verheißungsvoller Hoffnungen wie düsterer Befürchtungen. An den einzelnen Debatten lässt sich sowohl ein bestimmtes Verständnis der Medien an sich ablesen als auch – damit untrennbar verbunden – eine spezifische Dualität aus Affirmation und Negation der ihnen je eigenen Möglichkeiten festmachen: Während beispielsweise Brecht den Rundfunk als möglichen Kommunikationsapparat begrüßte, befürchteten staatliche Autoritäten eine Gefahr für die öffentliche Ordnung; die sogenannte Kinodebatte erhitzte sich an der Frage, ob der Film den Niedergang der Kultur befördere oder aber im handwerklichen Vorstadium der Kunst noch nicht zu seinen besonderen Ausdrucksmöglichkeiten gefunden habe; ähnliche Auseinandersetzungen beherrschten später auch die Verbreitung des Tonfilms; in den späten 60er Jahren wird wiederum das Fernsehen sowohl in sozialer als auch ästhetischer Hinsicht zum Topos von Diskussionen über sein emanzipatorisches Potential, einen repressiven Mediengebrauch zu überwinden. Selbst in Diskursen über das Internet finden sich ähnliche Dualismen, die von der sogenannten ›kalifornischen Ideologie‹ und den damit verknüpften Heilsoffenbarungen bis hin zu kulturpessimistischem Zynismus reichen.
In den einzelnen Sitzungen soll anhand einer Diskussion der zeitgenössischen Diskursivierungen eine Parallelhistorie dieser jeweils ›neuen‹ Medien nachgezeichnet werden.
- Trainer*in: Bernard Hoffmeister
"Problematische" Filme
Schon allein der Begriff „problematisch” hat in den letzten 20 Jahren eine erstaunliche Konjunktur gehabt. Einerseits trägt dies einer verstärkten Subjektivierungstendenz in Sozialen Medien und darüber hinaus Rechnung, andererseits kann man auch den akademischen Hintergrund der Interdisziplinarität ausmachen, der deutlich macht, dass gewisse Sachverhalte im Lichte anderer Wissensgebiete ganz neue Fragestellungen zu Tage fördern. Dieser Herausforderung wollen wir uns auch aus kulturwissenschaftlicher Perspektive gegenüber dem populären Film stellen.
Neben einer eingehenderen Untersuchung, was „problematisch” in unserem Kontext bedeuten könnte, wollen wir einen Filmkanon zu dem Thema vor allem an zwei Diskurs-Achsen entlang diskutieren: Zum einen Filme besprechen, die aus außerästethischen Gründen als problematisch gelten, da zum Beispiel die Macher*innen heutzutage (sehr) kritisch gesehen werden (Stichwort: Roman Polanski, Kevin Spacey, Woody Allen) und zum anderen Filme besprechen, die aus innerästhetischen Gründen als problematisch diskutiert werden. Diese Achse wird immer wieder zu der (alten) Frage führen: Was und wie kann (und darf) man darstellen? Themen können sein: Rassismus, Identität, Sexualität, Horror, Krankheit und ganz allgemein ethische Fragen.
Eine weiter zu diskutierende Hypothese des Seminars könnte sein: Inwiefern sind Filme „gut”, die politisch progressiv scheinen, aber größere ästhetische Defizite haben, sowie Filme „schlecht”, die politisch regressiv wirken, ästhetisch aber gelungen sein könnten? Letztlich führt das zu der Frage, wie sich diese Spannungen aushalten lassen könnten und man damit produktiv umgehen kann.
Ein zentraler Bezugspunkt wird das kürzlich erschienene Buch „Genie oder Monster” von Clarie Dederer sein, sowie das theoretische Verhältnis von Ästhetik und Moral im Allgemeinen. Die Filme, die wir besprechen werden, sowie die BN- und AP-Anforderungen werden in der ersten Sitzung genauer erläutert.
- Trainer*in: Martin Johannes Hoffmann
Liebe im Film. Moderne Formen, Diskurse und Darstellungen der Liebe
Liebe galt seither als eine ahistorische Kraft, die ihre gezeitigten Umstände zu überflügeln vermochte – die Liebenden scheinen ihrer gegenseitigen Zuneigung gleichsam ausgeliefert wie durch sie erfüllt. Eine solche Vorstellung der Liebe als transhistorische Anziehung, die alle Grenzen sozialer Milieus sprengen kann und die als erstrebenswertes, ritterliches Ideal Gallanterie und Romantizismus verknüpft zieht sich durch die Geschichte und ist ein Lieblingssujet aller Medienformen.
Seit Beginn der Moderne erfährt die Liebe einen Wandel, der sich bis heute weiter vollzieht. Aus dieser Zeit stammen auch die mithin intensivsten Darstellungen der Konflikte, die mit der Romantik einhergehen: Verlangen, Schmerz, Erfüllung und Enttäuschung werden im Roman und später im Melodrama zu Nebenwirkungen komplexer Beziehungsstrukturen, deren wichtigster Faktor nicht mehr nur sozialer Stand oder Dynastiestrategie, sondern die Liebe selbst ist. In diesem Zuge werden soziale Grenzen, das Selbst als fühlendes Subjekt und sein Verhältnis zum Anderen sowie seine Emotionalität neu verhandelt und als Diskursgegenstand hergestellt.
Diese Befreiung des modernen, psychologisch motivierten Menschen mündet unter den Vorzeichen des virulenten Diskurses um Selbstbestimmung und sexueller Freiheit in einer Problematisierung (bis hin zur Pathologisierung) des liebenden Subjekts: Ein großes Angebot von Ratgebern, Paartherapien und (Medien-)Waren zielt auf die Genese, Authentifizierung und Behandlung der Liebe.
Diese Entwicklung und die gegenwärtige diskursive Verfassung der Liebe verfolgen wir vom Beginn der Moderne anhand von Filmen und Sekundärliteratur. Wir verknüpfen damit Analysen und Überlegungen zum Film und seiner Rolle als emotionalem Medium, das uns in die verschiedenen Gefühlsräume der Moderne mitnehmen kann.
- Trainer*in: Johannes von Dohnanyi
Und willst Du nicht mein Bruder sein... Wider die gesellschaftliche Verrohung und die Radikalisierung
Der Ton wird rauher, die Gereiztheit und die - nicht nur verbale - Radikalisierung an den Rändern der Gesellschaft haben ein bislang kaum gekanntes Niveau erreicht. Regierungsmitglieder wie Wirtschaftsminister Habeck werden mit unmittelbarer physischer Gewalt bedroht.
Wird der Unmut wachsender Teile der Bevölkerung über die angeblich falsche Politik der Ampel-Regierung aus dem Hintergrund von Feinden der demokratischen Ordnung für ihre kranken Umsturz-Fantasien benutzt, gesteuert und angefeuert?
Eines wird – und nicht nur in Deutschland! – immer deutlicher sicht- und hörbar: Ob Impfgegner, Querdenker, Reichsbürger oder AfD - die Narrative der Demokratiefeinde und ihre schlichten Lösungsangebote für hochkomplexe Probleme und Krisen sind ansteckend.
Können diese falschen Propheten die Demokratie tatsächlich in Gefahr bringen? Was macht den Reiz ihrer unredlichen Versprechungen aus? Welche „Zutaten“ bräuchte es für ein wirksames „Gegengift“? Wie kommen wir zurück zu einer offenen Debatten- und Streitkultur?