- Trainer*in: Frederick Bellhoff
- Trainer*in: Anja Oesterhelt
- Trainer*in: Julian Sprengers
- Trainer*in: Florian Trabert
BEM 2a Literaturgeschichte vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart
Wann beginnt eigentlich die Neuere deutsche Literatur und inwiefern unterscheidet sie sich von der Literatur des Mittelalters? In welchem Zusammenhang steht die Literaturgeschichte mit der Zeitgeschichte, mit den großen geschichtlichen Verwerfungen des Dreißigjährigen Kriegs, der Französischen Revolution und der beiden Weltkriege, aber auch mit dem sich wandelnden Alltagsleben der Menschen? Welche Rolle spielen die Produktions-, Distributions- und Rezeptionsbedingungen von Literatur, die sich im Zuge der medialen Innovationen vom Buchdruck bis zum Internet immer wieder grundlegend verändern? In welchem Spannungsverhältnis stehen programmatische Entwürfe und literarische Texte? Diese und viele andere Fragen möchte die Vorlesung Literaturgeschichte beantworten, indem sie einen strukturierten Überblick über die Geschichte der Neueren deutschen Literatur von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart bietet und dabei Epochen von Barock, Aufklärung, Sturm und Drang über Klassik, Romantik und Realismus bis hin zur Moderne und Gegenwartsliteratur beleuchtet. Die Analysen der einzelnen Entwicklungsphasen anhand exemplarischer Textbeispiele sollen ein Problembewusstsein sowohl für Kontinuitäten als auch für Diskontinuitäten schaffen, so dass die Literaturgeschichte insgesamt als ein komplexes, aber systematisierbares Beziehungsgeflecht verstanden werden kann.
- Trainer*in: Florian Trabert
BVM 2c Kleine braune Tiere: Franz Kafka und Clemens Setz
An den Texten Franz Kafkas haben Literaturwissenschaftler*innen seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die unterschiedlichsten literaturtheoretischen Ansätze von der Hermeneutik bis zur Dekonstruktion erprobt. Die ziemlich genau ein Jahrhundert später entstandenen Texte des österreichischen Gegenwartsautors Clemens J. Setz wurden aufgrund ihres grotesken und absurden Charakters von der Literaturkritik häufig mit Kafka in Verbindung gebracht. Den Gegenstand der Seminararbeit sollen kürzere Erzählungen von Kafka und Setz bilden, wobei die Darstellung körperlicher und seelischer Grenzerfahrungen, die Geschlechterkonstruktionen und das Mensch-Tier-Verhältnis thematische Schwerpunkte bilden werden. In theoretischer Hinsicht werden wir deshalb insbesondere auf die psychoanalytische Literaturinterpretation, die Gender Studies und die Human Animal Studies rekurrieren.
- Trainer*in: Christian Heinrichs
BEM 2c Deutschsprachige Popliteratur
Von den literarischen Strömungen der klassischen Moderne unterscheidet sich die Popkultur schon darin, dass sie sich keiner einheitlichen Theorie oder Ästhetik verpflichtet; es liegt kein Popmanifest vor, das Allgemeingültigkeit beanspruchen könnte, ja es lässt sich kaum von einer Pop-Programmatik im eigentlichen Sinne sprechen. Stattdessen ist Popkultur seit ihren Anfängen in den 1960er Jahren von einer rigorosen Offenheit und Vielfalt geprägt, was sich sowohl an ihren Bezeichnungen (u.a. Massenkultur, Jugendkultur, Subkultur, populäre Kultur, U-Kultur) erkennen lässt, als auch unmittelbar auf ihren Gegenstandsbereich auswirkt.
Im Seminar wollen wir einerseits die historischen und inhaltlichen Eigenheiten (und Divergenzen) der Popliteratur von den Anfängen bis zur Gegenwart erkunden. Andererseits werden wir anhand prominenter theoretischer, ästhetischer und journalistischer Positionen des Popdiskurses diskutieren, inwiefern sich popkulturelle Phänomene zwischen Affirmation und Subversion gesellschaftlicher Normierungsbestrebungen eines etwaigen Zeitgeistes verorten lassen.
- Trainer*in: Alke Mara Stuhlfauth-Trabert
BVM2c: Raumtheorien
Raum ist in literarischen Texten nicht nur der Ort der Handlung, sondern auch kultureller Bedeutungsträger. Die Art und Weise, wie ein Raum literarisch dargestellt ist, welche Figuren, welchen Räumen zugeordnet werden und mit welchen Bedeutungen die dargestellten Räumlichkeiten aufgeladen sind, verrät viel über die fiktionale Wirklichkeitsdarstellung des jeweiligen Textes.
Ziel des Seminars ist es, verschiedene Theorien und Konzepte zur Analyse literarischer Räume kennenzulernen und diese anhand ausgewählter Texte von Autor_innen unterschiedlicher Epochen gemeinsam zu erproben. Insbesondere Juri Lotmans Raumsemantik, Michel Foucaults Konzept der Heterotopien und Marc Augés Analyse von Nicht-Orten haben sich in den letzten Jahrzehnten für die Analyse literarischer Texte als besonders geeignete theoretische Zugriffe erwiesen. Hinsichtlich der Primärtextauswahl wird ein Schwerpunkt auf Texten des Bürgerlichen Realismus und der vorletzten Jahrhundertwende (Theodor Storm, Wilhelm Raabe, Arthur Schnitzler) liegen. Im letzten Drittel des Semesters sollen auch Gegenwartstexte besprochen werden, über deren konkrete Auswahl die Seminarteilnehmer_innen nach der ersten Sitzung abstimmen können.
- Trainer*in: Sofie Fritz
- Trainer*in: Christian Heinrichs
- Trainer*in: Gian Marco Hölk
- Trainer*in: Sonja Klein
- Trainer*in: Nike Nohlen
Nocthene SoSe 23
Die Schreibwerkstatt Nocthene ist eine literarische Plattform an der Heinrich Heine Universität, die vor elf Jahren von Studierenden und Dozierenden gemeinsam gegründet wurde. Seitdem treffen wir uns in jedem Semester mit Menschen, die sich nicht nur mit der bereits bestehenden Literatur beschäftigen, sondern auch selbst literarische Texte verfassen wollen. In den einzelnen Sitzungen diskutieren wir die von den TeilnehmerIinnen (zu wechselnd freien oder allen gestellten Oberthemen) geschriebenen Texte, experimentieren mit verschiedenen Textkomponenten (z. B. dem literarischen Dialog), Gattungen, Formen oder Schreibstilen.
Bedingungen für die Teilnahme an der Schreibwerkstatt sind:
- das Interesse am und die Bereitschaft zum Schreiben eigener Texte
- regelmäßige und aktive Teilnahme an den im 14-tägigen Rhythmus abgehaltenen Sitzungen (alle Termine werden in der ersten Sitzung am 25.04.2023 bekannt gegeben).
- Trainer*in: Sonja Klein
- Trainer*in: Mona Carolina Schäfer
- Trainer*in: Maximilian Alexander Swierczynski
- Trainer*in: Sonja Klein
BFM 2-1-a/BFM 2-2-a/BFM 2a/b: Verlorene Welten - Eduard von Keyserling
Als einen "baltische[n] Fontane" hat Thomas Mann ihn bezeichnet, wenngleich mit einer „gesunden Furcht vor dem Langweiligen" einer zu sehr in die Breite strebenden Erzählkunst: „Sein Werk ist schmaler, graziler, später, wählerischer, es hat den nervösen Puls; der Blick auf das Leben ist kälter geworden". Tatsächlich steht Eduard von Keyserlings (1855-1918) Werk nicht nur auf der Schwelle zweier Jahrhunderte, sondern auch zwischen dem noch rückversichernden Selbstbewusstsein des poetischen Realismus und der existentiellen Haltlosigkeit der Moderne. Seine Erzählungen und Romane thematisieren zwar vordergründig noch einmal die Schönheit einer alten europäischen Kulturlandschaft, diese ist jedoch zugleich längst verloren. Zwischen den stillen Gärten alter Landsitze und der Scheinidylle sommerlicher Ostseebäder finden sich so bereits alle Reflexe der Klassischen Moderne wie Identitätsverlust, Sprachkrise und Zerfall tradierter Werte- und Glaubenssysteme vorgezeichnet, die der Einbruch des Ersten Weltkrieges endgültig manifestieren wird. Im Seminar werden wir ausgewählte Texte Keyserlings diskutieren, in den epochengeschichtlichen Kontext einordnen und in anderen Texten der Moderne (u. a. Rilke, Mann, Hofmannsthal) spiegeln.
- Trainer*in: Sonja Klein
MFM 2a/b: Neu-Land. Die (Wieder-)Entdeckung der Provinz in der Gegenwartsliteratur
Kaum ein literarisches Genre ist innerhalb der letzten Jahre so häufig bedient worden und bei seinen Leser:innen derart beliebt gewesen wie der Dorfroman.* Waren es um 1900 vor allem Großstädte, die die Kulisse für das europäische Romanpersonal abgaben, zieht es rund hundert Jahre später die Protagonist:innen der Gegenwartsliteratur zunehmend aufs Land. Diese Konjunktur des Ruralen ist umso erstaunlicher, als realiter die meisten ländlichen Gebiete und Dörfer seit Jahren tiefgreifenden Krisen und Veränderungs- bis Auflösungsprozessen ausgesetzt sind.
Wohl auch aus diesem Grund verbindet die aktuelle Land-Literatur nur noch wenig mit der Gattungstradition der sich im 18. Jahrhundert entwickelnden und im 19. Jahrhundert zu ihrer Hochphase findenden Dorfgeschichte (z. B. Auerbach, Rosegger, Ebner-Eschenbach, Anzensgruber). Im Gegensatz zu einer Idealisierung des Ländlichen, das als utopischer Kontrast zum „Schreckbild Stadt” (F. Sengle) konstruiert wurde, und der Fiktion einer durch Naturbezug, Tradition und sittliche Harmonie geprägten dörflichen Ordnung (die nicht zuletzt den Weg zu einer völkischen Heimat- und der Blut-und-Boden-Dichtung ebnete), entwirft die Gegenwartsliteratur keine romantisierenden Heimatidyllen mehr: Der Traum vom einfachen und guten Leben auf dem Land ist hier längst ausgeträumt und das Dorf statt dessen zum Spiegel von Welt(-geschichte) geworden.
So verhandelt die neue 'Provinz-Literatur' nicht selten die bestimmenden Diskurse unserer Gegenwart wie u.a.: Identitätskonstruktionen und Herkunft, Heimatkonzeptionen und Globalisierung, Ökologie und Nachhaltigkeit, Migrations- und Kriegserfahrung, Pandemie und gesellschaftliche Spaltungsprozesse. Im Seminar werden wir ausgesuchte Texte im Kontext dieser Themenfelder diskutieren und die anhaltende Konjunktur des Ländlichen innerhalb der Gegenwartskunst genauer verorten.
Wie lesen u.a.: Sasa Stanisic – Vor dem Fest (2014), Dörte Hansen – Mittagsstunde (2018), Norbert Scheuer – Winterbienen (2019).