- Trainer*in: Frauke Albersmeier
- Trainer*in: David Hommen
Toleranz oder Anerkennung? Konzeptionen des moralischen Umgangs mit kultureller Diversität
In ihrer im Jahr 1995 verabschiedeten Erklärung von Prinzipien der Toleranz definiert die UNESCO Toleranz als „Respekt, Akzeptanz und Anerkennung der Kulturen unserer Welt, unserer Ausdrucksformen und Gestaltungsweisen unseres Menschseins in all ihrem Reichtum und ihrer Vielfalt”. Tatsächlich geht der Appell, gegenüber Andersdenkenden und -handelnden eine affirmierende, anerkennende Haltung einzunehmen, jedoch weit über das hinaus, was traditionellerweise mit dem Begriff der Toleranz verbunden ist. Etwas zu tolerieren bedeutet im ursprünglichen Wortsinn zu erdulden, was man eigentlich ablehnt – zu erlauben, was man an sich lieber verbieten würde (und könnte). Historisch entstand dieses Modell aus der Notwendigkeit, mit der Vielfalt der Meinungen und Lebensweisen in pluralen Gesellschaften zurechtzukommen. Doch das klassische Konzept der Toleranz ist in Verruf geraten. Denn eine Person oder Gruppe von Menschen zu erdulden, heißt ja immer noch, sie oder ihr Handeln geringzuschätzen. Das brachte schon Goethe zu der Auffassung, Toleranz dürfe allenfalls eine vorübergehende Gesinnung sein und müsse über kurz oder lang zur Anerkennung führen: „Dulden heißt beleidigen.”
In diesem Sinne haben in jüngerer Zeit Autoren wie z.B. Charles Taylor und Axel Honneth eine Ethik der Anerkennung propagiert. Danach schulden wir unseren Mitmenschen nicht nur Respekt in dem Sinn, dass wir ihre Grundrechte als Bürger und moralische Subjekte achten und möglichst nicht in ihre persönlichen Freiheiten eingreifen, sondern darüber hinaus auch Wertschätzung und (vor allem in ihrer Kindheit) sogar Liebe, indem wir ihre Leistungen, ihren Status, ihre individuelle und kulturelle Identität gutheißen und sie in ihrer persönlichen Lebensplanung unterstützen.
Aber wäre eine Kultur der Anerkennung tatsächlich einer Politik der ‚bloßen‘ Toleranz vorzuziehen? In diesem Seminar sollen begriffliche und ethische Probleme von Toleranz und Anerkennung als alternativen Konzeptionen des gesellschaftlichen Umgangs mit kultureller Diversität genauer untersucht und diskutiert werden: Warum sollte man etwas, was man für moralisch falsch hält, überhaupt tolerieren (und nicht konsequenterweise unterbinden)? Lässt sich gesellschaftliche Anerkennung überhaupt moralisch einfordern? Wie könnten oder sollten konkurrierende Anerkennungsansprüche verschiedener gesellschaftlicher Gruppen gegeneinander abgewogen werden? Und: Sind Toleranz und Anerkennung letztlich nicht auch nur besonders subtile Formen der Unterdrückung, bei denen eine gesellschaftliche Autorität festlegt, welche Überzeugungen und Praktiken sie anderen Gruppen zugesteht?
- Trainer*in: Simone Dietz
- Trainer*in: Simone Dietz
- Trainer*in: Dominik Erhard
- Trainer*in: Jonas Ouass
- Trainer*in: Ludger Schwarte
Philosophie als Slam
Zu den Schwierigkeiten des Philosophie-Studiums gehört auch
die Frage aus dem Bekannten- und Verwandtenkreis, worum es in der Philosophie
eigentlich geht. Wie kann man das normalen Menschen vermitteln? Wie kann man
philosophische Fragen, Positionen, Argumente allgemeinverständlich erklären,
ohne sie zu banalisieren? Und wie kann man in der Öffentlichkeit Interesse für
philosophische Themen wecken? Schuldet man der Gesellschaft Aufklärung, ist
öffentliche Vermittlung ein notwendiges Anliegen der Philosophie? Ist die
Event-Kultur der Philosophie-Festivals eine positive Entwicklung? Wo verläuft
die Grenze zwischen ernsthafter Vermittlung und bloßem Entertainment? Diesen
Fragen wollen wir uns in unserem Projekt-Seminar stellen: theoretisch und praktisch.
In zwei einführenden Seminarsitzungen am 18.4. und 25.4.
werden wir über das Verhältnis von Philosophie und Öffentlichkeit diskutieren und
Kriterien entwickeln, um bessere von schlechteren Popularisierungen
philosophischer Inhalte zu unterscheiden. Auf dieser Basis werden die Seminarmitglieder
eigene praktische Versuche unternehmen, Gedanken in die Öffentlichkeit zu
bringen. Die Blockveranstaltung am 5. und 6.5. widmet sich unter der Anleitung
professioneller Coaches vor allem dieser praktischen Arbeit: Schreibübungen und
Präsentationen. Ein Besuch bei der PR-Abteilung des Schauspielhauses vermittelt
Einblicke in die kulturelle Öffentlichkeitsarbeit. Geplant ist auch ein gemeinsamer
Vorstellungsbesuch im Schauspielhaus. Höhepunkt des Seminars und Probe aufs
Exempel wird der öffentliche Philosophy-Slam
sein, der unter dem Titel "Es geht um alles! Der 3. Düsseldorfer
Philosophy-Slam" am Abend des 20.6. auf der Open-Air-Bühne vor dem Schauspielhaus
(Gustaf-Gründgens-Platz) stattfindet. Videos der Düsseldorfer Philosophy-Slams
von 2021 und 2022 sind unter
www.es-geht-um-alles.de
zu sehen.
Das Projekt-Seminar wird in Kooperation mit Prof. Dr. Ludger Schwarte und Studierenden
der Kunstakademie Düsseldorf in der Zeit vom 18.4.-27.6. durchgeführt.
Die Teilnahme an Einzelterminen Dienstags 16:30-18 Uhr am 18.4., 25.4., 6.6., 13.6.,
27.6., an der Blocksitzung 5.-6.5., sowie am Abend 20.6., 18:30-21:30 Uhr und ist
verpflichtend.
- Trainer*in: Matthias Ernst Bähr
Philosophie der Gegenwart
- Trainer*in: Simone Dietz
- Trainer*in: Simone Dietz
- Trainer*in: Jonas Ouass
- Trainer*in: Charlotte Recktenwald
- Trainer*in: Simone Dietz
- Trainer*in: Simone Dietz
- Trainer*in: Jonas Ouass
- Trainer*in: Charlotte Recktenwald
Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung
In seinem Hauptwerk hat Schopenhauer eines der großen
metaphysischen Systeme des 19. Jahrhunderts entwickelt, das im Unterschied zu
den Systemen des deutschen Idealismus nicht die Vernunft in den Mittelpunkt
stellt, sondern einen als blinden Lebensdrang verstandenen Willen. Das Werk
gliedert sich in vier Teile, Erkenntnislehre, Naturlehre, Ästhetik und Ethik,
die den einzigen Gedanken ausführen sollen: "dass diese Welt, in der wir leben
und sind, ihrem ganzen Wesen nach, durch und durch Wille und zugleich durch und
durch Vorstellung ist". Um diesen Gedanken wirklich verstehen zu können,
verlangt Schopenhauer von seinen Lesern nicht nur, dass sie sein Werk zweimal
lesen, sondern auch, dass sie seine Schrift "Über die vierfache Wurzel des
Satzes vom zureichenden Grunde" bereits kennen müssten. Wer zu dieser Arbeit
nicht bereit sei, der solle mit dem Buch "eine Lücke seiner Bibliothek
ausfüllen, wo es sich, sauber gebunden, gewiss gut ausnehmen wird. Oder auch er
kann es seiner gelehrten Freundin auf die Toilette, oder den Teetisch legen."
- Trainer*in: Simone Dietz
- Trainer*in: Simone Dietz
- Trainer*in: Jonas Ouass
- Trainer*in: Charlotte Recktenwald
- Trainer*in: Marion Seiche
Pflicht zum Widerstand?
Die Suffragetten in Großbritannien, die Deportierten des Warschauer Ghettos, die Anti-AKW-Bewegung, die Wehrsportgruppe Hoffmann, der NSU, Black Lives Matter, Fridays for Future, Extinction Rebellion und die Erstürmer des Kapitols in Washington haben eines gemeinsam: sie leisten Widerstand. Ihre Motive sind dabei so verschieden wie die gewählten Formen des Widerstands, eine einheitliche Beurteilung erscheint unmöglich. Wann ist Widerstand gerechtfertigt, nach welchen Kriterien ist er zu verurteilen oder zu billigen – und unter welchen Bedingungen besteht sogar eine Pflicht zum Widerstand?
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, untersucht das Aufbauseminar das Verhältnis von individuellem und kollektivem Willen, von Moral und Recht, sowie von Demokratie und Wahrheit. Wie können Individuen oder Gruppen die Gewissheit erlangen, „richtiger” zu liegen, als die geltenden Gesetze oder die Mehrheitsmeinung? Welche Mittel sind im Zuge des Widerstands zulässig? Müssen erst alle legalen Wege des Protest durchlaufen werden, damit ziviler Ungehorsam oder unter Umständen auch gewalttätiger Widerstand als gerechtfertigt gelten kann? Wie kann die Gesellschaft oder die adressierten staatlichen Institutionen auf verschiedene Formen des Widerstandes angemessen reagieren?
- Trainer*in: Simone Dietz
- Trainer*in: Simone Dietz
- Trainer*in: Jonas Ouass
- Trainer*in: Charlotte Recktenwald
Ethik
Muss man ein Versprechen unter allen Umständen halten? Welche Lügen sind erlaubt? Warum soll man für Not leidende Menschen in Krisengebieten Geld spenden? Dürfen wir das Fleisch anderer Lebewesen essen? So oder ähnlich stellen sich im Alltag Fragen nach dem richtigen Handeln. Diese Fragen werden in der Ethik auf eine grundsätzliche Weise aufgenommen: An welchen Prinzipien oder Werten sollen wir uns in unserem Handeln orientieren, wie lassen sich moralische Prinzipien begründen?
Die Vorlesung gibt anhand klassischer Positionen von der Antike bis zur Gegenwart einen einführenden Überblick über das Gebiet der Ethik. Dabei werden die wichtigsten Grundbegriffe und Konzepte der normativen Ethik vorgestellt, meta-ethische Fragen und exemplarische Konzepte der angewandten Ethik erläutert.
- Trainer*in: Gottfried Vosgerau
- Trainer*in: Arne Weber
Philosophy of Intelligence Exercise SoSe 2023
The lecture starts with a historical overview of the different
conceptions of intelligence in Psychology and Philosophy. The
theoretical basis of these conceptions is introduced along with the
proposed measurement of intelligence. The students learn to criticize
the different approaches on the basis of the theoretical conceptions and
to name their limits. Then, the relation between theories in Cognitive
Science and cognitive modeling is introduced and discussed. A focus will
be set on connectionist models in contrast to classical symbol- and
rule-based models. The discussion of the different models will
especially highlight the different cognitive faculties that favor one or
the other model of explanation. With concrete examples, the
interdependency between the explanatory goals and the virtues and limits
of cognitive modeling are introduced. Finally, a systematic overview of
the most important ethical questions arising in the context of
developing and implementing AI systems will be given. Based on prominent
examples, different ethical theories are illustrated.
- Trainer*in: Simon Derpmann
The Methods of Political Economy
Economics is a fairly young discipline, and its beginnings are partly shaped by the attempt of gaining an understanding of its adequate methodology. In this course, we are looking into some of the classical methodological questions of political economy. In what sense is economics a science? What status do its laws have? What is its subject (the economy)? How is it related to political decisionmaking, and to value judgements? We will start by consulting classical contributions to Political Economy by thinkers like Adam Smith, David Ricardo, John Stuart Mill, Karl Marx, or Henry Sidgwick. But we will increasingly attempt to connect their findings to more recent debates in economic methodology. All reading materials will be provided in a moodle at the beginning of the course.
The course is designed as a discoursive event. Thus, regular participation in class is desired, and can only be replaced by compensatory written submissions to a limited extent.
- Trainer*in: Anna Schriefl
Theories on Human Differences in Greco-Roman Antiquity, Veranstaltungs-ID: 239059
Authors
from Greco-Roman Antiquity frequently reflect on human nature by
exploring the characteristics that collectively distinguish humans from
animals or divinities. But ancient authors were also interested in the
differences among human beings. They wrote extensively about ethnic and
cultural varieties, sex and gender differences, sexual preferences, and
justifications for hierarchies. This seminar will read some of the
central ancient Greek texts on human differences with a strong focus on
theories of ethnic and racial differences, as well as the corresponding
scholarly literature. We will discuss questions like: how did ancient
authors justify hierarchies between Greeks and foreigners, free and
enslaved people, men and women? How did they assess ethnic origins and
cultural differences? Did they have a concept of human races, and are
their theories racist? To what extent were empirical observations, e.g.,
by medical writers, relevant for the development of their theories? And
how did these theories impact their philosophical theories? |
- Trainer*in: Anna Schriefl
Platon, Politeia
Platons Politeia wird meist mit Blick auf die Ethik, die Ideenlehre und
die Erkenntnistheorie gelesen. Gegen diesen Trend werden wir in diesem
Seminar versuchen, Platons politischer Theorie besondere Aufmerksamkeit
zu schenken. Platon bezieht sich bei seinen politischen Überlegungen auf
Auseinandersetzungen des 5. und 4. Jh. v. Chr., in denen materielle
Gier, Macht sowie Gerechtigkeits- und Verteilungsfragen äußerst
kontrovers verhandelt wurden. Platons Position bietet dabei zahlreiche
Bezüge zur Gegenwart. Dies gilt insbesondere für seine psychologische
Fundierung verschiedener Formen von Machtmissbrauch und für sein Porträt
des Tyrannen, der seine politische Macht für seinen aufwendigen
Lebensstil instrumentalisiert. Platon ist allerdings erklärter Gegner
der attischen Demokratie; für seine politische Theorie wurde er daher
nicht zuletzt im 20. Jahrhundert als totalitär kritisiert.
Das
Seminar soll einen Überblick über das gesamte Werk vermitteln. Wir
werden dafür Auszüge aus allen zehn Büchern der Politeia diskutieren.
Neben der politischen Theorie werden wir auch die Grundzüge von Platons
Ethik, Ideenlehre und Erkenntnistheorie erarbeiten. Studierende werden
dabei zur selbständigen Lektüre Platons angeleitet und erhalten einen
Einblick in wichtige Positionen der Platon-Forschung.
Alle
Teilnehmer:innen sollten sich schon für die erste Sitzung eine deutsche
Übersetzung von Platons Politeia zulegen. Empfohlen wird die
Reclam-Ausgabe in der Übersetzung von Gernot Krapinger.
- Trainer*in: Anna Schriefl
Charles Mills, The Racial Contract
Caribbean-American philosopher Charles Mills (1961-2021) was a pioneer in the philosophy of race and one of the most important political philosophers of our time. His first book, The Racial Contract (1997), is his most widely read book. Its central thesis is that racism is not an accidental or non-intended byproduct of our societal structures but at the core of our political communities. He calls White Supremacy the “unnamed political system” that has shaped our world for the past few centuries. In order to substantiate his thesis, Mills challenges classic social contract theories and replaces them with his theory of a “Racial Contract”. While classic contract theories, developed by Early Modern thinkers such as Locke and Hobbes, assume that the normative principles of political communities can be analyzed as fundamental agreements, i.e., contracts, between all of their members, Mills shows that these ‘contracts’ are, in fact, restricted to the white members of those communities, and that they are designed to secure their domination over non-white people. Mills’ book does not only offer an important corrective to traditional social contract theories, but generally gives a comprehensive analysis of racist societal structures, the history of their development, and the far-reaching effects on their members. In this seminar, we will primarily read and discuss Mills’ book, but we will complement our reading with more recent essays by the same author. Students are required to purchase a copy of the book before the first session. |
Literatur |
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Charles Mills, The Racial Contract. First edition 1997. |
- Trainer*in: Christoph Schamberger
Religionsphilosophie
In Vordergrund des Seminars steht die Frage, ob es einen Gott gibt. Wir diskutieren einerseits klassische und moderne Gottesbeweise, andererseits religionskritische Argumente, die gegen die Existenz eines Gottes sprechen. Aber auch einige weitere Fragen der Religionsphilosophie werden angerissen: Wie vernünftig ist der religiöse Glaube? Welche Rolle spielt dafür die religiöse Erfahrung? Und können wir über Gott überhaupt sinnvoll nachdenken und sprechen?