- Trainer*in: Johannes von Dohnanyi
Kein schöner Land? Auf Spurensuche nach den Anfängen des neuen deutschen Nationalismus Kopie 1
Es gab einmal eine Zeit, da galt es geradezu als unanständig, sich in der Öffentlichkeit selbstbewusst als Deutscher erkennen zu geben. Jeder Versuch von Seiten konservativ politischer Kreise den nachkriegsdeutschen Diskurs um das Thema nationaler Interessen zu erweitern, löste im linksliberalen Lager erbitterte Gegenwehr aus. „Nie Wieder“ war die Antwort auf die Verbrechen des völkermordenden Dritten Reichs. Die Friedenspolitik von Willy Brandt - ikonisch dokumentiert durch die Bilder des knieenden Kanzlers am Warschauer Holocaust-Denkmal - ließ für nationalistische oder gar patriotische Gefühle keinen Raum. Was für ein Unterschied zu den Bildern und Sprechchören von heute! Wie kam es zur Rückkehr von Schwarz/Rot/Gold nicht nur in die Sportarenen, sondern zunehmend auch in den ideologischen Werkzeugkasten der Rechten und Rechtsextremen? War die Idee vom dauerhaft geläuterten Deutschen vielleicht nichts als frommer Selbstbetrug?
- Trainer*in: Maximilian Haberer
Teamforum WS 24/25
Hier findet die Koordination des Teamforums des Masters Medienkulturanalyse für das WS 24/25 statt.
- Trainer*in: Bernard Hoffmeister
FilmLese. Zur Wechselwirkung und Transformation zwischen Literatur und Film
Das Verhältnis von Film und Literatur ist seit jeher ein besonderes. Während der Spielfilm zwar aus dem Zusammenspiel von Theater, Fotografie und Literatur zu einer eigenständigen Kunstform gewachsen ist, bleibt die Verbindung zur Literatur aufgrund ihrer narrativen Tiefe und sprachlichen Bildwelten eine zentrale Inspiration für das filmische Erzählen. Literarische Werke dienten oft nicht nur als Vorlage für bedeutende künstlerische und kommerziell erfolgreiche Filme, sondern beeinflussten auch die Entwicklung filmischer Techniken und Erzählweisen.
Im Seminar wollen wir untersuchen, wie literarische Vorlagen in filmische Werke übersetzt werden und welche narrative, ästhetische und technische Unterschiede dabei zutage treten. Welche Herausforderungen und Möglichkeiten ergeben sich bei der Verfilmung eines literarischen Werkes? Wie wird das Innenleben der Charaktere im Film visualisiert? Welche literarischen Elemente, wie die sprachliche Bildwelt, die literarische Montage, die Möglichkeiten der Erzählperspektive oder das unzuverlässige Erzählen, finden sich im Film wieder? Ganz zentral beschäftigt Literatur sowie Film die Frage, wie sich auch Formal die Frage nach Realem und Imaginären beeinflussen lässt.
Über die Kategorie der "Literaturverfilmung" hinaus interessiert uns jedoch auch, wie sich spezifisch literarische Formen buchstäblich in das Filmische übertragen lassen. Kann beispielsweise ein Gedankenstrich verfilmt werden? Inwiefern reflektiert der Film über das Schreiben selbst? Wir wollen uns zudem mit Literatur befassen, die als unverfilmbar gilt, um uns von dieser Seite der Frage zu nähern, was Literarizität sein könnte und wie weit die Transformation von Literatur in das Medium Film reicht.
Die genauen Bedingungen für einen BN und eine AP werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
- Trainer*in: Maximilian Haberer
"Blast to the Past". Nostalgie in der audio-/visuellen Medienkultur
In einer Ära rasanten technologischen Fortschritts ist paradoxerweise eine wachsende Sehnsucht nach der Vergangenheit zu beobachten. Medien fungieren hierbei als Zeitmaschinen, die es ermöglichen, in nostalgische Welten einzutauchen und vergangene Ästhetiken wieder zu beleben. Dieses Seminar widmet sich intensiv den verschiedenen Theorien und Deutungen der Nostalgie sowie ihren Ausprägungen in der zeitgenössischen Medienkultur. Untersucht werden Konzepte wie Svetlana Boyms Unterscheidung zwischen restaurativer und reflektiver Nostalgie, Simon Reynolds' "Retromanie", Mark Fishers "Hauntologie" sowie Fredric Jamesons Verständnis von Nostalgie als Modus der Postmoderne. Ein besonderer Fokus liegt auf dem aktuellen Y2K-Retro-Trend, der die Ästhetik und Kultur der späten 1990er und frühen 2000er Jahre neu interpretiert – von der Wiederkehr bestimmter Modetrends bis hin zur Neuauflage ikonischer Technologien.
Anhand von Beispielen aus Film, Fernsehen und Musik wird analysiert, wie Medien als Zeitachsenmanipulatoren fungieren und Jamesons Konzept der "Nostalgie-Modi" in der Popkultur zum Ausdruck kommt. Betrachtet werden die nostalgische Rekonstruktion der 1960er in "Mad Men", die Synthese von 1980er-Popkultur und Horror in "Stranger Things" sowie das Wiederaufleben analoger Tonträger. Dabei werden die verschiedenen Funktionen dieser Vergangenheitsästhetisierungen kritisch diskutiert, sei es als Ausdruck postmoderner Zeitlosigkeit, als Eskapismus, als kritische Reflexion historischer Epochen oder als kommerzielle Verwertung nostalgischer Gefühle. Das Seminar bietet eine Plattform, um die Faszination für vergangene Ästhetiken zu analysieren und zu hinterfragen, wobei auch die Rolle der Medien als Vermittler zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kritisch beleuchtet wird.
- Trainer*in: Maximilian Haberer
Sound Studies 101. Theorien, Diskurse, Methoden
Das Seminar bietet eine fundierte Einführung in die Sound Studies, eine noch junge Sub- bzw. Nicht-Disziplin (Schulze), die sich mit der Analyse und Reflexion auditiver Medienkulturen beschäftigt. Ziel des Seminars ist es, ein grundlegendes Verständnis der Theorien, Diskurse und Methoden zu vermitteln. Im Mittelpunkt stehen dabei zentrale Fragestellungen, die sich mit der Bedeutung und Funktion von Klang in verschiedenen medialen und kulturellen Kontexten befassen. Unterschiedliche theoretische Ansätze werden vorgestellt, um die Vielfalt der Sound Studies zu verdeutlichen und ihre Relevanz für die Medienkulturwissenschaft aufzuzeigen.
Neben der theoretischen Auseinandersetzung wird besonderes Ohrenmerk darauf gelegt, analytische Fähigkeiten zu entwickeln und zu schärfen. Das Seminar bietet die Möglichkeit, über Klänge und deren mediale Repräsentationen zu reflektieren sowie diese in geeigneter Weise zu beschreiben und darüber zu schreiben. Zudem wird der Unterschied zur Musikwissenschaft thematisiert und diskutiert, inwiefern die Fokussierung auf das Akustische eine erweiterte Perspektive für die Analyse von Medienkulturen bietet. Durch die gemeinsame Lektüre und Diskussion einschlägiger Texte wird ein Verständnis für die zentralen Konzepte und Methoden der Sound Studies entwickelt und vertieft.
- Trainer*in: Tomy Brautschek
Narcotic Coding. Zur Soundästhetik und -geschichte von Rausch, Rage und Exzess
Rauschzustände und bewusstseinsverändernde Ekstasetechniken gehören zum Wesen archaischer Stammesrituale und scheinen so alt wie die Menschheit selbst. Gleichzeitig haben hedonistische Drogenexzesse oder psychedelische Trips eine lange Tradition in den elitären Kreisen von Künstlern, Literaten und Wissenschaftlern der abendländischen Kultur. Friedrich Nietzsche beschrieb daher die Geschichte der europäischen Bildung als eine Geschichte unserer Narkotika. Aber auch in popkulturellen Kontexten besitzen substanzinduzierte (oder auch non-pharmakologische) Stimulationen bis heute eine konstitutive Funktion und sorgen dadurch immer wieder auch für politische Auseinandersetzungen. So ist der Rauschdiskurs von zwei grundsätzlichen Positionen bestimmt: Zum einen unterliegt Rausch kulturhistorisch oft einer Essentialisierung oder Naturalisierung und wird als kulturell unveränderlich wahrgenommen. Zum anderen gilt es das Rauschhafte als eigenlogisches Produkt einer spezifischen Sprech- und kontingenten Denkweise mit veränderlicher symbolischer Ordnung zu diskutieren. Denn die Überschreitung von Wahrnehmungsgrenzen bringt die Grenze erst selbst hervor, wodurch die Betrachtung des Rauschhaften auch immer eine Perspektive auf das Normale, Alltägliche und Nüchterne eröffnet. In diesem Seminar wollen wir uns den soundästhetischen Reflektionen der Bewusstseinsveränderung widmen. Dafür werden wir neben den Klassikern der romantischen und (post-)modernen Rauschliteratur auch popkulturelle Klangphänomene in den Blick nehmen, deren spezifische Ästhetik auf die Wirkungsweisen unterschiedlicher Drogen aufsetzt.
- Trainer*in: Tomy Brautschek
"Sounds of War". Klangkultur im Kriegsgebiet
Die gegenwärtige Lage in der Ukraine und dem Nahen Osten zeigt, dass Kriegsstrategien und (kultur-)politische Konflikte immer auch medienakustisch bedingt werden, seien es die stimmlichen Medialisierungen der Politiker*innen durch Lautsprecheranlagen, Rundfunk und Fernsehen sowie die damit verbundene Zwangsbeschallung der Bevölkerung, seien es Kriegslieder, die Stigmatisierung „entarteter“ Musik, Lärm als Folterinstrument oder martialische Fanfahrenstöße und Marschschritte. Auch Abhörpraktiken, Sirenen, Warnsignale, Trommelfeuer und Explosionen formen jeweils sonische Signaturen eines Krieges, wie es auch zuletzt die wachsende Bedrohungslage durch Hyperschallwaffen im Ukrainekonflikt belegt. Gleichzeitig lösen Kriege aber auch medientechnische Innovationsschübe aus und bilden nach Friedrich Kittler die „Medienbasis unserer Sinne“. So bestimmen etwa Stereo, Tonband oder Vocoder als Kriegstechnologien den rock- und popmusikalischen Sound der Vergangenheit und Gegenwart. Im Seminar wollen wir daher einen Einstieg in den Diskurs der akustischen Kriegsführung wagen und gezielt die medienkulturellen Dispositive in den Blick nehmen, die mit Gewalt in das kollektive Gedächtnis vorgerückt sind und es oft auch traumatisch besetzen. |
- Trainer*in: Oliver Kröner
Come with Me if You Want to Live: Der Actionfilm im Wandel der Zeit
Obwohl Actionfilme seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Popkultur sind und jährlich ein großes Kinopublikum anziehen, wurde dieses Genre bisher vergleichsweise wenig erforscht. Im Rahmen dieses Seminars werden wir verschiedene Aspekte des modernen Actionkinos ergründen. Wir werden verschiedene Arten von Actionfilmen (z.B. Spionage, Krieg, Martial Arts, Science-Fiction, Comedy) untersuchen, um das Genre zu definieren und zu bestimmen, worin der Reiz von Actionfilmen liegt. Außerdem werden wir die Actionfilme, die wir im Laufe des Seminars sichten, ideologisch durchleuchten und zeithistorisch verorten. Ein weiterer Schwerpunkt des Seminars wird auf der Analyse von Actionfilmen aus audiovisuelles Spektakel liegen, das nicht nur gesehen, sondern auch gespürt werden kann.
Neben Fragen zur Ästhetik, der Geschichte und der Rezeption von Actionfilmen, wird der Fokus des Seminars auf der Analyse genretypischer Figuren liegen. Wir werden die Entwicklung von Actionheld*innen nachverfolgen und ergründen, was diesen Figurentyp von anderen filmischen Figurentypen unterscheidet. Insbesondere werden wir analysieren, wie sich das Männlichkeitsbild, das Actionfilme vermitteln, im Laufe der Zeit verändert hat. Zudem werden wir feststellen, inwiefern sich Actionheldinnen von ihren männlichen Pendants unterscheiden. Als Grundlage für unsere Figurenanalyse werden Actionheld*innen wie John Rambo (Sylvester Stallone, First Blood), Ellen Ripley (Sigourney Weaver, Aliens), Ethan Hunt (Tom Cruise, Mission: Impossible), The Bride (Uma Thurman, Kill Bill), John McClane (Bruce Willis, Die Hard), Imperator Furiosa (Charlize Theron, Mad Max: Fury Road) und der Terminator (Arnold Schwarzenegger, Terminator 2: Judgement Day) dienen.
- Trainer*in: Elisa Gina Castagna
- Trainer*in: Carsten Heinze
- Trainer*in: Yannic Niehr
- Trainer*in: Sabthiga Satkunasivam
Medialisierungsformen des (Auto-)Biografischen
Das Seminar setzt sich mit materialen Formen des Auto-/Biografischen und
der Frage nach den Erkenntnismöglichkeiten des auto-/biografischen
Subjekts auseinander. Diese reichen von der klassischen Auto-/Biografie
als literarisches Genre bis in die digitale Kultur. Das Seminar
behandelt die Thematik sowohl konzeptuell als auch empirisch anhand
verschiedener Beispiele in Schrift, Bild und Film/bewegtem Bild.